Leni Behrendt Classic 54 – Liebesroman. Leni Behrendt
- Тип: Текст
- Автор:
- Издательство: Bookwire(2020)
- Серия: Leni Behrendt Classic
- ISBN: 9783740964337
- Страниц: 167
- Язык: Немецкий
- Жанры: Литературоведение, Критика
- Описание
- Фрагмент
Leni Behrendt nimmt l?ngst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit gro?em Einf?hlungsverm?gen charakterisiert sie Land und Leute. ?ber allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden k?nnen. <br/> Dem Kalender nach war es Fr?hlingsanfang, in der Natur jedoch noch tiefer Winter. Es schneite lustig und unaufh?rlich in gro?en dichten Flocken. Blitzschnell setzten sich Millionen wei?er Sternchen auf die Schutzscheibe des rasch dahinrollenden Autos, so da? die beiden Scheibenwischer es kaum schaffen konnten, die wei?en St?renfriede hinwegzufegen. Dazu tobte ein Sturm, da? selbst der schwere Wagen nur mit M?he die gerade Fahrtrichtung halten konnte. Dieses unvorschriftsm??ige Wetter war zwar nichts Ungew?hnliches in Ostpreu?en: Man war daran gew?hnt, da? der Fr?hling immer auf sich warten lie?, manchmal sogar bis in den Mai hinein. Allein den Besitzer des eleganten Wagens schien das rauhe Wetter irgendwie zu beunruhigen; denn tiefe Besorgnis lag in seinem Blick, der immer wieder hinausschweifte. F?rchtete er sich etwa vor dem Schneetreiben? Er f?rchtete sich tats?chlich, so sonderbar das auch anmuten mochte. Allerdings nicht f?r sich; er war an die rauhe Witterung gew?hnt. War in Norddeutschland geboren, als zweij?hriger Knabe mit seinen Eltern nach Ostpreu?en gekommen und dreiundzwanzig Jahre unausgesetzt dort geblieben. Wenn er sich jetzt vor dem rauhen Winter f?rchtete, so geschah es um des neunj?hrigen M?dchens willen, das, fest in seinen Arm geschmiegt, mit nachtdunklen Augen in das wei?e Flockengewirr hinaussah. Immer wieder ging des Mannes besorgter Blick zu dem schwarzen Lockenk?pfchen hin. Jetzt wandte die Erzieherin sich den beiden hinter ihr Sitzenden zu, und ihre grauen Augen, das einzig Sch?ne an diesem unscheinbaren Menschenkind, ruhten mitleidig auf dem Gesicht des Mannes. «Sie machen sich wirklich zuviel unn?tige Sorgen, Herr Uhde», sagte sie in der ihr eigenen Ruhe, die immer so angenehm ber?hrte. «Graziella ist kerngesund, wie die Untersuchung des Berliner Professors erwiesen hat; sie wird daher den Klimawechsel ohne Schaden ?berstehen. Zumal sie ja auf der langen Seereise und in Berlin schon andere Luft geatmet hat als in Brasilien.» «Ich w?nschte, Sie behielten recht», seufzte der Mann. «Sie wissen nicht, was mir das Kind bedeutet.»